Die Gebärmütter werden geboren - Gedanken über die Entstehung von Katrin Michel
Lange war mein Leben gezeichnet durch eine gewisse Schwere. Vor allem im beruflichen Alltag kam ich immer wieder an meine Grenzen. Wenn ich mich an meine Kindheit zurück erinnere, wurde mir auch genau das in meiner Familie vorgelebt. Meine Mama war Alleinerziehend und Lehrerin von Beruf. Zwar machte ihr das Unterrichten Spaß, aber trotzdem war es auch verdammt viel Arbeit und zu vielen Zeiten in ihrem Leben war Arbeiten eine Last, die zum Geldverdienen da war. Zumindest nahm ich es oft so wahr. Dies setzte sich tief in meinem Unterbewusstsein als Glaubenssatz fest, den ich nie wirklich hinterfragte. Auch mir machte mein Job in der Kita zumeist Freude, doch er war auch belegt mit einer Schwere und mit dem Gedanke, ich MUSS dorthin und Spaß an der Arbeit ist eigentlich verboten.
Irgendwann war ich soweit, dass ich es nicht mehr ausgehalten habe, denn tief in mir schlummerte eine andere Berufung. Das fühlte ich immer mehr. Meine beiden Söhne und das Leben an sich, zeigten es mir jeden Tag. Wie schnell geht doch alles vorüber, ohne, dass es eine Pausetaste gibt. Und das ist mein Leben, was da an mir vorbei zog. Keine Sekunde würde jemals zurück kehren und ich stellte mir die Frage, ob ich es mir nicht schuldig bin, jeden einzelnen Moment so gut es geht auszuschöpfen und den Genuss des Lebens zu feiern. Auch an der Arbeit.
Deshalb machte ich mich auf den Weg und suchte mir professionelle Unterstützung und fand diese in einem Coaching. Und hier viel der Schlüsselsatz, der mir schlagartig die Augen öffnete. Gemeinsam betrachteten wir ein vollgeschriebenes Flipchartblatt und überblickten das Konstrukt meiner damaligen Arbeit und meinen eigentlichen Vorstellungen, Träumen und Wünschen. „Frau Michel“, sagte meine Beraterin „Frau Michel, es darf auch mal leicht sein“. „Oh“, antwortete ich, und „Ja“, und „Das muss ich mir aufschreiben, das ist gut“. Ich griff zu meinem Stift und meinem Notizbuch und notierte „Es darf NICHT leicht sein“. Fassungslos schaute ich auf die Worte hinunter, die meine Hände da gerade geschrieben hatten. Schwarz auf weiß stand es da und genau in diesem Moment wurde ich mir über diesen Glaubenssatz bewusst, der mich bis zu diesem Tage begleitet und der in so vielen Bereichen meines Lebens Einfluss auf mich genommen hatte. Ich konnte es nicht fassen und ich spürte, wie Tränen in meinen Augen aufstiegen. Ich nahm den Stift erneut in die Hand und strich das NICHT doppelt und dreifach durch und vielleicht war es genau dieser Moment, in dem die Leichtigkeit in mein Leben kam. Ich ging nach dem coaching nach Hause, schrieb meine Kündigung und reichte sie am nächsten Tag ein. Trotzdem war ich noch nicht so weit und suchte mir einen neuen Kitajob, der sich zwar schon viel besser anfühlte, aber da war immer noch diese Stimme in meinem Inneren, die mich rief.
Mein Herzensthema die Schwangerschaft und die Geburt hatte ich damals eigentlich schon gefunden. Ich hatte bereits mein kleines Label kamija ins Leben gerufen und zwei Meditations-Sets für Schwangere und frischgebackene Mamas produziert und auch das Buch „Mama werden, Mama sein“ geschrieben. Und nachdem ich eine Tür zugemacht hatte, ging plötzlich die Nächste auf. Kathrin Mechkat schrieb mich an, denn sie war durch mein Buch auf mich aufmerksam geworden. Kurzer Hand verabreden wir uns und so begann ein neues Kapitel in meinem Leben. Auf Anhieb waren wir Herzensverbunden und wir träumten beide davon etwas in die Welt zu tragen, was Frauen erreicht und Verbindung schafft und gleichzeitig ein positives Bild von Schwangerschaft, Geburt aber auch Familie hervorbringt. Somit war der Grundstein der Gebärmütter als Vision geboren. Danach begegnete mir Inken, die genau wie Kathrin und ich den gleichen Gedanken in sich trug. Wir merkten bei gemeinsamen Treffen, dass es passt, dass da ein Funke in uns drein schlummert, der endlich entzündet werden wollte. Und genau das taten wir dann.
Wir gründeten gemeinsam die Gebärmütter, das Netzwerk für die Schwangerschaft, Geburt, Familie und das Frausein. Zusammen organisieren wir in Hamburg Netzwerktreffen, bei denen Frauen zusammenkommen, die sich beruflich mit diesen Themen beschäftigen und diese Abende sind immer wieder der Hammer. So viele Frauen kommen zusammen, die ebenfalls diesen Funken in sich tragen und ich habe das Gefühl, dass daraus gerade so viel entsteht. Auch, dass wir mit den Gebärmüttern nun einen eigenen Raum direkt in der Schanze haben, in dem wir unser Kursangebot von Yoga über die Frauen-Circles bis hin zu HypnoBirthing anbieten können, ist uns einfach vor die Füße gefallen und war leichter als gedacht.
Oftmals sitze ich einfach in ruhigen Momenten da und kann gar nicht glaube, was mit meinem Leben passiert. Ich bin so dankbar und gleichzeitig wundere ich mich oft, dass mein Leben auf einmal so leicht ist. Ich glaube, wenn ich heute den Stift in die Hand nehmen würde, dann stände dort als mein neuer Glaubenssatz „Es ist leicht, gehe los!“. Und so bin ich einfach nur wahnsinnig gespannt, wohin der Weg mit den Gebärmüttern noch führt!